Die kaum noch zu überblickende Menge mehr oder weniger gehaltreicher Publikationen zur Geschichte der DDR legt Karl Valentins Bonmot nahe, es sei alles schon gesagt, nur noch nicht von allen. Tatsächlich dürften auf dem Forschungsfeld nur noch wenige Steine zu finden sein, die nicht schon zwei- oder dreimal umgedreht worden wären. Allerdings ist auch bekannt, wie viel außer vom Quellenmaterial von einer geschickten Fragestellung
abhängt. Der unlängst in dieser Zeitschrift erschienene Beitrag von Elke Scherstjanoi bestätigt das. In Anlehnung an Wolfgang Engler versucht sie dem Paradigma der „arbeiterlichen Gesellschaft“ einen neuen Forschungsakzent abzugewinnen. Das verdient Beachtung, weil damit eine struktur- und kulturgeschichtliche Erweiterung des Fragehorizonts einhergeht und auch Phänomene langer Dauer ins Blickfeld rücken.
Nicht zuletzt dürfte der Versuch, ein soziales Porträt der DDRArbeiterschaft zu zeichnen, die Diskussion beleben. Dem steht aber ein Defizit gegenüber: Die technische Entwicklung als harte Rahmenbedingung der Arbeiterexistenz findet nämlich kaum Beachtung. Das charakterisiert einerseits die aktuelle Interessenlage in der zeithistorischen DDR-Forschung, andererseits führt die geringe Beachtung des Zusammenhangs von Technik- und Arbeitergeschichte aber dann doch zu einer empfindlichen Forschungslücke. Einige Anmerkungen zu Elke Scherstjanois Aufsatz sollen das Problem verdeutlichen. Es geht im Wesentlichen um die Frage, inwieweit Arbeiter in der DDR auf
die „digitale Revolution“ vorbereitet waren.
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Der ganze Aufsatz als PDF: Hübner_2012_1