Dieser Aufsatz will die enormen Wandlungen der politischen Kultur in der Revolution von 1905 bis 1907 im Königreich Polen (Kongresspolen), das damals zum russischen Zarenreich gehörte, erklären. Gemeint sind die politische Transformation ebenso wie die veränderten politischen Identitäten der in der Revolution zahlreich mobilisierten Arbeiter. Erläutert wird, wie die von den Massen getragene, anfänglich amorphe Revolte zur mächtigen sozialistischen Mobilisierung anwuchs – die jedoch mit wachsender Unterstützung für ein nationales Projekt in eine Niederlage der Revolution mündete. Die nationalistische Position, die starke antisemitische Züge aufwies, setzte sich im Abschwung der Revolution von 1905 durch. Nationalismus erklärt jedoch nicht nur Ursache und Niederlage der Revolution, sondern veränderte nachhaltig und dauerhaft die Struktur der politischen Öfentlichkeit in Polen. Diese Öfentlichkeit hatte sich im revolutionären Prozess unter starker Beteiligung der Arbeiterschaft erstmals herausgebildet. Jede weitere Massenmobilisierung baute auf den als Folge der Revolution gesetzten Rahmen und Strukturen auf und musste sich demgemäß in einer sich verfestigenden Hegemonie des Nationalen positionieren. Um diesen Prozess sichtbar zu machen, werden die politischen Diskurse und Mobilisierungsformen der Nationalisten und der in sich gespaltenen sozialistischen Bewegung Polens rekonstruiert.
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